von Martin Leipert
Ziemlich einsam ist es, das einzige Windrad im Landkreis Forchheim. Das Kasberger Windrad ist weithin sichtbar das einzige seiner Art im Landkreis Forchheim. Als es einst in Betrieb genommen wurde, war es ein Kuriosum und ein Wunderwerk der Technik, aber kein Stein des Anstoßes. Das hat sich geändert, denn im Landkreis Forchheim Windräder zu bauen, das ist inzwischen ein Ding der Unmöglichkeit. Gründe für diese Unmöglichkeit? Eine Anti-Windkraft-Lobby die in Oberfranken ihresgleichen sucht.
Oh heil’ger St. Florian…
… verschon mein Haus, zünd andere an. Das Motto der diversen Bürgerinitiativen ist schnell zusammengefasst. Meist wollen sie nicht pauschal gegen erneuerbare Energien sein, aber müssen die unbedingt vor unserer Tür entstehen? Den Preis für den eigenen Strom, den sollen bitte andere zahlen. Leider ist man da in Bayern sehr verwöhnt. Das rheinische Revier, wo Dörfer unwiederbringlich für gigantische Tagebaue abgebaggert werden, ist ja weit weg. Dabei ist der Preis für die Versorgung der eigenen Gemeinde mit erneuerbaren Energien relativ gering. Einige Hektar Photovoltaik auf Freiflächen, alle Dächer konsequent nutzen und zwei bis drei Windräder würde für eine großzügige Eigenversorgung einer mittelgroßen Gemeinde im Landkreis reichen. Die Eingriffe sind reversibel und die Belästigungen durch Windräder gering. Man muss sie halt sehen, der Schattenwurf hält sich durch vorgeschriebene Abstände zur Wohnbebauung (600m laut Bundesimmissionsschutz) ohnehin in Grenzen.
Die angeblichen Folgen von Windrädern
Wären da nicht die „Folgen der Windenergie“. Windräder schreddern Vögel, Insekten, Fledermäuse heißt es beispielsweise. Auch würde der von ihnen verursachte Infraschall unser aller Gesundheit gefährden. Haltbar ist das nicht, denn Windräder verursachen in der Tat Infraschall. Ebenso ist es richtig, dass es gelegentlich zu Vogelschlag kommt. Fledermäuse werden tatsächlich teilweise von Windkraftanlagen gefährdet. Aber wie stehen diese Schäden eigentlich im Verhältnis zu anderen Quellen? Da wären zum einen Fledermäuse, die Gefahr für diese ist auch wissenschaftlich erwiesen. Doch sagt die Wissenschaft vor allem eines: Die Standortwahl ist entscheidend, in Waldgebieten werden Fledermäuse gefährdet, in der freien Flur eher nicht. Ohnehin fliegen Fledermäuse nur im Sommerhalbjahr in den Abend- und Nachtstunden. Zu Zeiten, zu denen der Strombedarf ohnehin geringer ist. Zu diesen Zeiten können Windräder also problemlos abgeschaltet werden. Was Vögel und Insekten betrifft: Kurz gesagt erledigt der Straßenverkehr um Größenordnungen mehr Vögel und Insekten als Windräder.
Dann wäre da noch das Gespenst „Infraschall“, lange Zeit ging die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe davon aus, dass Windräder Infraschall in hohem Maße verursachen würden. Das stellte sich nach 15 Jahren dann als Rechenfehler heraus. Der Infraschallpegel war um den Faktor 1000 zu hoch angesetzt worden. Die Gesundheitsgefahr durch Windräder erübrigt sich ohnehin: Autos stoßen ebenso Infraschall aus. Weit mehr als Windenergieanlagen. Trotzdem ist bislang niemand am Infraschall seines Autos gestorben, oder? Dass Argument, dass Infraschall Gesundheitsschäden verursacht und ja gar nicht erforscht sei, ist ebenfalls müßig, denn sämtliche Studien zum Thema kommen zu einem Ergebniss: eine Gesundheitsgefahr durch Infraschall besteht nicht.
Wo der Kunstrasen blüht
Doch warum scheitert der Windenergieausbau dann. Und warum glauben so viele Menschen an die völlig überzeichneten Gefahren durch Windräder? Weil es eine gut organisierte Gegnerschaft gibt. Die Gründe der Gegnerschaft sind recht vielfältig, doch einig sind sie sich in einem: Blos keine Windkraft. Das ist kein lokales Phänomen, sondern tatsächlich ein bayernweites.
Hier vor Ort ist der Hauptakteur der „Verein für den Schutz des Naturparks Fränkische Schweiz“ eines gewissen Helmut Pfefferle aus Seidmar. Pfefferle selbst verdient Geld mit seinen Ferienwohnungen und bekämpft daher alles was das „Idyll Fränkische Schweiz“ stören könnte. Alles? Nein, natürlich nur erneuerbare Energien. Ein anderer prominenter Akteur ist der Physiker Peter Dyck, gefragter „Experte“ für „Umwelt und erneuerbare Energien“ bei der lokalen CSU und FDP. Warum „Experte“? Nunja Herr Dyck hatte diverse Funktionen in der Atomindustrie inne, Projektleiter der DWK im Zwischenlager Gorleben; Abteilungsleiter für die Brennstoffversorgung bei der KWU und bei der IAEA. Kurzum: durch und durch ein Mann der Atomindustrie. Ein Muster das man in der engmaschig vernetzten Anti-Windkraft Lobby häufiger antrifft. Die „Dachorganisation“ dieser Anti-Windkraftlobby ist der Verein „Vernunftkraft“. Dieser unterhält enge Kontakte zur Nuklearlobby, leugnet den Klimawandel und macht sich für Kohlekraftwerke stark.
Vernunftkraft dient dem geneigten Windkraftgegner als „Informationsquelle“ und vernetzt Windkraftgegner untereinander. Mit den typischen Märchen von Infraschall, Gesundheitsgefahr und so weiter wird Panik verbreitet. Gleichzeitig unterstützt „Vernunftkraft“ auch die Windkraftgegner beim Aufbau von Bürgerinitiativen um der Windenergie den Garaus zu machen. Diese Bürgerinitiativen machen den Eindruck einer Graswurzelbewegung – mit der sich Anwohner angeblich gegen die bösen Erneuerbaren Energien kämpfen – sind teilweise getürkt und werden dabei von professionellen Strukturen getragen. Beispiel gefällig? Die Bürgerinitiative gegen einen Solarpark in Thuisbrunn hat frankierte Rückumschläge für Unterschriftenlisten in der Gemeinde Gräfenberg verteilt. Bei 2500 Haushalten mag man sich die Kosten ausmalen. Die Geschwindigkeit mit der solche Bürgerinitiativen, erst aus dem Boden, dann aus allen Rohren gegen erneuerbare Energien, schießen ist zumeist sehr verdächtig.
Gerade hier in der Tourismusregion Fränkische Schweiz fällt zumindest das Argument „Windräder verschandeln die Landschaft“ auf fruchtbaren Boden. Gegen dieses Argument kommt man natürlich schwerlich an, denn Ästhetik ist eine Frage des Geschmacks. Aber seriöse Studien sagen: gerade mal für 1% der Touristen wären Windräder ein Entscheidungskriterium gegen eine Urlaubsregion. Wenn Windräder die Landschaft derart verschandeln würden, warum machen dann immer noch Menschen an der Nordsee mit ihrer „verspargelten Landschaft“ Urlaub? Wenn Windräder Vögel töten, warum entgehen so viele Möwen dem „Schredder“? Wenn der Infraschall doch angeblich krank macht, warum sind dann aus Norddeutschland keinerlei Gesundheitsschäden durch Infraschall bekannt?
Das alles diskutieren wir am 20. Mai mit den Jusos Segeberg und ihr könnt dabei sein. Den Link zur Anmeldung findet ihr unter: