Wie geht Jugendbeteiligung?

Das Thema Jugendbeteiligung beschäftigte uns Jusos immer wieder. Gehört quasi auch zur DNA einer Jugendorganisation, aber es ist nicht der einzige Grund. Ein Musterbeispiel wären die neuen Tennisplätze des ATSV, für die der Skaterpark Forchheim weichen musste, zwar wurde mit der Sportinsel am Ende ein Ersatz geschaffen. Trotzdem wären frühere Gespräche mit den Nutzern schön gewesen. Gespräche wären auch in einem anderen Fall schön. Junge Menschen werden generell als „Lärmproblem“ wahrgenommen – sobald sie etwas lauter sind – und mit Hilfe der Polizei vertrieben. Beispielsweise von der Sportinsel oder im Stadtpark. In der Forchheimer Stadtpolitik redet man eher über junge Menschen denn mit ihnen. Das jung sein hat sich im Stadtrat eine Fraktion von Bürgern mittleren Alters auf die Fahnen geschrieben und der Jugendbeauftragte redet lieber über Hüpfburgen und Wasserspielplätze, als über Beteiligungsmodelle. Dass Jugendliche mitbestimmen können, davon ist Forchheim Lichtjahre entfernt.

Mit der OJA in Forchheim-Nord und dem Jugendtreff in der Kasernstraße bietet die Stadt zwar zwei gute Treffs, die auch pädagogisch betreut werden. Doch abseits der Treffs und einiger Vereine ist das Angebot eher mau. Hüpfburg- und Food Truck-Festivals sind eine feine Sache, aber echte Freiräume und Mitbestimmung fehlen in Forchheim. Vor vielen Jahren gab es einmal das Mosom, einen selbstverwalteten Treff neben dem städtischen Bauamt. Doch der schlief ein und das Gebäude ist inzwischen einsturzgefährdet. Der Dornröschenschlaf des ehemals selbstverwalteten Treffs ist sinnbildlich für die Jugendbeteiligung in der großen Kreisstadt Forchheim, die ebenso eingeschlafen ist. Doch welche Möglichkeiten gibt es Jugendliche einzubinden und ihnen Mitgestaltung in ihrer Stadt und Gemeinde zu ermöglichen?

Jugendpfleger

Zunächst könnte man Jugendlichen einen Ansprechpartner und Kümmerer zur Verfügung stellen. Das, aber nicht nur das wäre ein Jugendpfleger. Der ist ein städtischer Angestellter und sein Aufgabenprofil umfasst eigentlich alles was mit Jugendarbeit zu tun hat:

  • Vertreter von Jugendlichen in der Stadtpolitik
  • Projekte mit Jugendlichen durchführen
  • Vereinsjugendarbeit fördern und Vereine beraten
  • Aufsuchende Jugendarbeit (Streetworker)
  • Jugendtreffs betreuen
  • Und vieles mehr… (wirklich sehr vieles!)

Ein Jugendpfleger hat wirklich die Möglichkeit die Jugendarbeit einer Stadt und Gemeinde gestalten. In der Stadt Forchheim könnte ein Jugendpfleger eine sinnvolle Ergänzung zu Treffs und Vereinen sein. Vor allem weil aufsuchende Jugendarbeit fehlt. Aber auch um, in Zusammenarbeit mit Vereinen und Jugendtreffs, Projekte durchzuführen und gestalterisch tätig zu werden.

Derzeit verfügen im Landkreis Forchheim diverse Gemeinden über einen Jugendpfleger, den sie kleinere Gemeinden auch teilen können. Gerade in kleineren Gemeinden ist ein Jugendpfleger dann auch wirklich „Mädchen für alles“ betreibt das Jugendzentrum, wirkt beim Ferienprogramm mit etc. pp. Ein Jugendpfleger ist eine tolle Unterstützung für Jugendliche und ein erster Schritt in Richtung mehr Kinder- und Jugendfreundlichkeit.

Jugendworkshops

Eine Möglichkeit bei der Jugendliche selbst, unter pädagogischer Begleitung und unverbindlich mitwirken können, bietet der Kreisjugendring an. Dieser veranstaltete, zuletzt in Ebermannstadt, Heroldsbach und Hausen Workshops (Link zum Pressebericht über Workshop in Heroldsbach) . Dazu wurden die Jugendlichen der Gemeinde angeschrieben und zu einer Abendveranstaltung eingeladen. Ebenso eingeladen waren die lokalen Gemeinderäte. Allerdings zum Zuhören, denn vor allem die Wünsche der Jungs und Mädels standen bei diesen Veranstaltungen im Mittelpunkt. Dabei rotierten sie zwischen verschiedenen Stationen und konnten dort verschiedene Dinge loswerden. Viel über ihre Freizeitgestaltung, Wünsche, aber auch ihre Vorstellung wie ihre Gemeinde und ihr Leben einmal aussehen soll. Nach diesem Abend werden aus diesen Vorstellungen kurz- und langfristige Projekte in der Gemeinde abgeleitet und umgesetzt. Was dabei herausgekommen ist? Zum Beispiel die neue Skaterbahn zwischen Hausen und Heroldsbach. Ein relativ unkomplizierter und gerader Weg zu Jugendbeteiligung, wenn die Ergebnisse des Workshops von der Gemeindepolitik auch umgesetzt werden, kann viel für junge Menschen gewonnen werden.

Jugendbeirat und Jugendparlament

In Jugendparlamenten wählen Jugendliche ihren eigenen Stadtrat mit eigenen Kompetenzen. Letztere variieren von Gemeinde zu Gemeinde und können z.B. Antragsrechte im Stadtrat besitzen oder frei über ein eigenes Budget umfassen. Ein Jugendparlament soll Jugendliche und politisches Engagement zusammenbringen. Denn vielen Jugendlichen liegen die zähen politischen Prozesse fern. Doch genau das erschwert ein Jugendparlament, denn um die Jugendlichen an die Verwaltung anzubinden, sind pädagogische Betreuer notwendig. Letztere unterstützt die Jugendlichen z.B. bei der Öffentlichkeitsarbeit des Jugendparlaments oder dabei, ihre Ideen in Anträge zu gießen. Jugendparlamente funktionieren nur, wenn sie ordentlich unterstützt werden und Mitgestaltung von Jugendlichen auch erwünscht sind. Tolle Beispiele gibt es z.B. in Pfaffenhofen in Oberbayern oder in Erlangen. In Pfaffenhofen hat das Jugendparlament eine Skatehalle, Bandproberäume, Graffitiflächen und einen Nachhaltigkeitspreis initiiert. Das letzte Jugendparlament im Landkreis Forchheim war der Jugendgemeinderat in Pinzberg. Dieser hatte aus seinen eigenen Reihen einen Jugendbürgermeister gewählt. Einer aus dieser Reihe ist niemand geringeres als Thorsten Glauber, heute bayerischer Umweltminister. Man sieht also, Jugendparlamente können funktionieren und Persönlichkeiten hervorbringen, sind aber sicher aufwändiger als andere Modelle.

Einen Königsweg gibt es nicht

Dennoch steht fest: Jugendbeteiligung muss gewollt sein. Dass dem so ist, dafür wollen wir uns einsetzen. Einen Königsweg zu guter Jugendbeteiligung gibt es aber nicht. Hauptamtliche Kräfte die Jugendliche unterstützen können ein Anfang sein, aber das wichtigste sind die Impulse die von den Jugendlichen selbst kommen. Denn wer kennt die Bedürfnisse von Jugendlichen besser als sie selbst.

In diesem Sinne: Bringt euch ein und macht euch stark!

PS: Ein Dankeschön von uns geht an den KJR Forchheim und an Markus Käser aus Pfaffenhofen mit denen wir längere Gespräche zum Thema Jugendbeteiligung hatten. Aus beiden Gesprächen haben wir viel mitgenommen und möchten euch die Information nicht vorenthalten. 🙂

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